Anerkannt wuchtiger Schuss

 

Es gibt Politiker, die hat man schon vergessen, wenn sie noch aktiv sind. Und es gibt Politiker, die vergisst man nicht, auch wenn sie schon lange nicht mehr aktiv sind. Zu ihnen gehört „der Abgeordnete Willfried Penner aus Wuppertal“, wie er sich am Telefon gern mit dröhnendem Bass meldete. Heute ist er 84. Penner saß fast dreißig Jahre lang als Abgeordneter der SPD im Bundestag, zuletzt war er Wehrbeauftragter des Bundestags; er war Fraktionsjustiziar seiner Partei, er war Chef des Innenausschusses des Bundestags – den er sehr umsichtig leitete, mit Lust am skurrilen Humor und an Formulierungen mit Hintersinn, den nicht immer alle auf Anhieb verstanden. Manche hielten Penner deshalb für ein wenig verschroben. Dabei war und ist er nur ein echter Vertreter des Menschenschlages, wie er im Bergischen Land zu Hause ist. Mit Affären hatte er nur dann Berührung, wenn er sie fair und akkurat untersuchte, zum Beispiel als Vizevorsitzender des Flick-Untersuchungsausschusses und als Chef des Ausschusses zum Transfer von U-Boot-Plänen nach Südafrika. Politisch war und ist er im konservativen Teil der SPD zu Hause, er hat für den Lauschangriff geworben, allerdings auch für dessen effektive rechtsstaatliche Kontrolle. Und er war ein begeisterter Fußballer, einer mit anerkannt wuchtigem Schuss.

Kurz vor dem 85. Geburtstag Penners ist nun ein „Willfried-Penner-Lesebuch“ erschienen, ein politisches Poesiealbum von und über einen Mann, „der nie in der ersten Reihe gestanden, aber zu den einflussreichsten Parlamentariern gehört hat“, wie der FAZ-Kollege Günter Bannas einmal geschrieben hat. Der Wuppertaler Journalist Matthias Dohmen hat das Buch herausgegeben. Es gibt unspektakuläre, aber berührend-interessante Einblicke in ein Politikerleben. 

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