An dieser Stelle stehen ab Mitte März Lesefrüchte: Zitate, Fakten, Meinungen aus allen möglichen Medien.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20.6.2021: a) Ein Blick in die Abteilung Spezialpolizei: „Das sieht ja aus wie in einer Muckibude von Rechtsextremen. Das ist nicht alles rechtsradikal oder rechtsextrem, aber es ist dieser Männlichkeitskult, der ein Sprungbrett dafür ist, sich als überlegen darzustellen. Es ist Teil eines Überlegenheitsrituals, und das macht die Sache gefährlich“ (Rafael Behr, Wissenschaftler an der Akademie der Polizei, Hamburg). Der Film „300“ (Thermopylen). Ein Einzelfall? „Auch in Nordrhein-Westfalen und Berlin gab es schließlich Fälle. Zudem beim ‚Kommando Spezialkräfte‘ (KSK) in Calw. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer löste deswegen im vergangenen Jahr bereits eine KSK-Division auf und leitete eine Umstrukturierung ein. Just beim KSK hatte das Frankfurter SEK seine Fortbildungen gemacht“. Philip Eppelsheim/Julian Staib, „Muckibude von Rechtsextremen – In Hessen wird der Polizeiskandal um rechtsextreme Chats immer größer: Im Zentrum stehen ausgerechnet die Elitebeamten des SEK. Kontrolle und Führung gab es nicht“, FAS, Nr. 24, S. 4.

b) Glänzend umbrochen: Ganzseitiger Artikel, drei Spalten von oben bis unten freigehalten, in denen man, Tipp-Kick-Größe, oben links Walter-Borjans und Esken sowie rechts unten Olaf Scholz sieht: „Der Direktkandidat musste also pragmatisch und volksnah sein. Die Listenkandidaten haben diesen Druck nicht. Sie müssen taktisch denken und Parteifreunde von sich überzeugen.“ „Wenn eine Partei von Niederlage zu Niederlage eilt, zieht sie ganz andere Mitglieder an.“ Niederlagen machen „aus der SPD also eine Gesamtpartei, die mehr ihrem bayerischen und ihrem niedersächsischen Landesverband ähnelt. Der mögliche Endzustand: Sachsen-Anhalt“ (Niedersachsen als Beispiel ist natürlich vollkommener Quatsch: Da ist was falsch abgetippt worden). „Auch große Schriftsteller sind nicht mehr im Schlepptau der Partei unterwegs. Solche wie Günter Grass. Der lebt fort im Postkartenständer des Buchladens im Willy-Brandt-Haus.“ Ein Rück- und Ausblick, aber keine Perspektive: „Die Vorsitzenden kamen und gingen. Was sicher hilft, weiß niemand. Das meiste wurde schon ausprobiert und half nicht.“ Justus Bender/Friederike Haupt, „Luft nach oben – Für die SPD ist das schlechte Abschneiden bei Wahlen nicht nur enttäuschend. Sie verliert dadurch Geld, Personal und Anziehungskraft. Und das kostet wieder Wählerstimmen“, S. 3.

c) Verfall der Sprach- und Schreibkultur: Nato schreibt die FAS heutzutage in Großbuchstaben (Klaus-Dieter Frankenberger, „Keine kalten Krieger“, S. 8).

d) Hübsch formuliert: „Mittlerweile einer ganzen Generation kommt das wie eine skurrile Erzählung vor: Bonn war einmal Bundeshauptstadt“ (Reiner Burger, „Auf nach Berlin!“, S. 8).

e) Tipps, wie der Bourgeois sein Gewissen beruhigen und sich „großzügig“ zeigen kann, vermittelt Dennis Kremer im Leitartikel des Wirtschaftsbuchs. Es gibt neue Lieferdienste, von denen einer „Gorilla“ heißt, die in zehn Minuten Lebensmittel zustellen – in Großstädten, versteht sich. Für kleines Geld. Auf dem Rücken der Auslieferenden? Gemach: „Die Fahrer machen das freiwillig, sie haben sich diese Arbeit ausgesucht.“ Vielleicht nicht so ganz, denn im anschließenden Satz heißt es: „Wahrscheinlich wird es nicht wenigen von ihnen an anderen interessanten Jobperspektiven mangeln.“ Der Tipp zum Schluss könnte von Rainer Hank stammen, der im Keller der S. 20 zu Wort kommt. Aber O-Ton Kremer: Wer findet, dass die Strampler vom Dienst „zu wenig verdienen, kann auf andere Art helfen: Man kann ganz einfach ein höheres Trinkgeld geben“. Es geht also, wie die Überschrift verrät, um „Bestellen mit gutem Gewissen“.

f) Nur die Überschrift gelesen: Katrin Hummel, „Ich hab ganz doll geweint, aber Mama hat immer weitergemacht – Im Lockdown ist die Gewalt gegen Kinder gestiegen. Täter waren fast immer die Eltern. In Hildesheim steht eine Mutter wegen roher Misshandlung vor Gericht. Dabei haben Kinderschützer fertige Konzepte, wie solche Taten verhindern werden können“, S. 10.

Auf S. 3 der UZ vom 25.6. ein Interview mit Orry Mittenmayer, der als Aktivist der Kampagne „Liefern am Limit“ und Student der Politikwissenschaften in Marburg vorgestellt wird: „So mies wie bei anderen – Der Streik beim Lieferdienst ‚Gorillas‘ macht die Arbeitsbedingungen in der Branche öffentlich“.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.6.2021: a) Interview mit dem – wie ich jetzt feststelle – quasi gleichaltrigen Komiker aus Hamburg, der immer noch rund 80 Auftritte im Jahr stemmt: „Der Otto ist doch relativ harmlos – Wie übersteht ein Hyperaktiver einen Lockdown, ein Hypochonder eine Pandemie? Und darf ein Komiker noch bedenkenlos über alles scherzen? Antworten von Otto Waalkes, der als Zauberer die Kinos neu eröffnet“, FAS, Nr. 25, S. 13.

b) Vorhofflimmern löst höchst selten das lebensgefährliche Kammerflimmern aus: „Weniger Kilos helfen – Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Um die in den Griff zu bekommen, können Patienten selbst etwas beitragen, rät ein Kardiologe“, nämlich Bernd Nowak, Professor Dr. für Innere Medizin (Frankfurt am Main) auf Fragen von Eva Schläfer, S. 19.

c) Philip Plickert, „Und ewig lockt der Sozialismus – Wie kann es sein, dass eine gescheiterte Ideologie noch immer viele Anhänger hat?“, Der Sonntagsökonom: eine Rezension von Kristian Niemietz‘ wohl sehr ertragreichem Buch „Sozialismus. Die gescheiterte Idee, die niemals stirbt“ (S.22).